Motorstorm "Apocalypse Now"! Monster-Erdbeben, einstürzende (Neu-)Bauten, in sich zusammenbrechende Brücken: In "Motorstorm Apocalpyse" wird der Name zum Programm erhoben.
Auch beim jüngsten
Zuwachs der "Motorstorm" Reihe gilt das Recht des Stärkeren. Doch nicht nur der Einsatz des Ellbogens, sondern auch das fahrerische Können sowie der taktisch kluge Einsatz des Afterburners bilden die Basis für Rennsiege. Schauplatz des zerstörerischen Rennspektakels ist die urbane Kulisse einer, in Folge von heftigen Beben, dem Untergang geweihten Stadt nach Vorbild San Franciscos. Dabei wurde die erdbebenbedingte, urbane Zerstörungskulisse von einer ebenso illustren wie skurrilen Racing-Community bewusst zum Schauplatz des apokalyptischen Racing-Events auserkoren. Der Fuhrpark setzt sich aus 13 Fahrzeugklassen, angefangen von Motorrädern, Quads, bis hin zu Stock-Cars oder sogar Monster-Trucks zusammen.
Im Zuge des Kampagnen-Modus können die Boliden nicht frei ausgesucht wurden.
Dies hat den Vorteil, dass alle 13 Klassen – mit all ihren Stärken und Schwächen – sukzessive in Fleisch und Blut übergehen, und dabei gleichzeitig genügend Abwechslung geboten wird. Die "Story" ist allerdings nicht mehr als eine nette Dreingabe ohne großen Höhepunkt. Sie wird mit Comic-Strips erzählt und wirkt größtenteils aufgesetzt.
Während zu Beginn des
Story-Modus die Rennen noch relativ mühelos gemeistert werden können, wird es nach 3-4 Stunden so richtig happig, da das Ausbalancieren des Streckendesigns nicht gerade als Meisterleistung des Level-Designs bezeichnet werden kann: So kann es durchaus vorkommen, dass gewisse Rennen ab dem zweiten Drittel der Spieldauer eine unüberwindliche Hürde darstellen und reichlich für Frust sorgen, während darauffolgende Strecken weiterhin im ersten oder zweiten Anlauf bewältigt werden können. Neben den Standard-Events – im leichtesten der drei zur Auswahl stehenden Schwierigkeitsgrade genügt einer der ersten 5 Ränge um weiter zu kommen – stehen unter anderem auch Zeitfahrten zur Auswahl.
Suma sumarum stehen 12 Tracks zur Verfügung. Was auf den ersten Blick nicht
gerade viel erscheint, bietet jedoch in Folge der verschiedenen Streckenverläufe ausreichend Abwechslung: Alternativ-Routen oder Rampen laden zu Abstechern abseits von ausgetretenen Streckenpfaden bzw. zu waghalsigen Sprüngen ein. Das absolute Highlight in "Motorstom Apocalypse" stellen jedoch diverse und imposant inszenierte Naturkatastrophen – beispielsweie Beben, Blitzschlag oder Wirbelstürme – dar. Bemerkenswert ist dabei insbesondere, dass die Folgeschäden dieser Naturgewalten nicht nur kosmetischer Natur sind, sondern sich tatsächlich direkt auf die Fahrbahn-Begebenheit bzw. manchmal sogar auf den Streckenverlauf Einfluss ausüben. Darüber hinaus tragen die nahezu permanent zur Verfügung stehenden Nitro-Boosts zu einem Geschwindigkeitsrausch sondergleichen bei. Einzig auf die Überhitzungs-Anzeige der Motoren sollte Acht gegeben werden. Ignoriert man die mit Rufzeichen versehende Warnung, so explodiert der Motor und das eigene Vehikel hebt – samt Fahrer – zu einem spektakulären, raketenartigem Abflug ab bevor es in einem gleißenden Feuerball verglüht.
Auf technischer Ebene präsentiert
sich das jüngste "Motorstorm" trotz des gut inszenierten Effekt-Feuerwerks durchwachsen: verwaschene Texturen sowie die an einigen Stellen nicht mehr zeitgemäßen Grafik-Pop-Ups trüben den Spielspass. Auch die sogenannte "Gummi-Band"-KI trägt nicht gerade zu einer glaubwürdigen Rennatmosphäre bei. Nur selten gelingt es sich vom Feld abzusetzen und oft genug führen Patzer oder Ellbogen-Einlagen von konkurrierenden Boliden im letzten Drittel einer Strecke dazu, dass unverhältnismäßig viele Plätze eingebüßt werden. Auch die teils viel zu langen Ladezeiten wirken sich negativ auf den Spielspass aus und sollten von den Entwicklern – am besten gemeinsam mit der Spielgrafik – im Zuge des nächsten Titels auf ein zeitgemäßes Niveau gehoben werden.
Der Online-Multiplayer bietet zwar nur eine beschränkte Auswahl an Spielvarianten und ist auf die genreüblichen Mehrspieler-Modi fokussiert, bietet jedoch enormes Spielspass-Potenzial. Potenzial deswegen, da zurzeit das gehäufte Bug-Vorkommen den Spielspass meist im Keim erstickt.
Fazit: "Motorstorm Apocalypse" bietet ein bombastisches Zerstörungs-Spektakel, ein
imposantes Racing-Chaos mit packender Soundkulisse und imposant inszenierten Naturgewalten. Leider wirkt die Story überflüssig und die Spielgrafik bereits überaus angestaubt. Die Steuerung funktioniert dagegen weiterhin klaglos, einzig der Multiplayer-Modus hat in der aktuellen Fassung noch mit vielen Kinderkrankheiten zu kämpfen. Die Rennen bewegen sich im ersten Drittel noch auf einem fairen Niveau, werden jedoch mit fortlaufender Spieldauer – nicht zuletzt in Folge der nervenden Gummi-Band KI – zunehmend fordernder.
###Karl H. Stingeder###