Eine unbekannte Anime-Welt dient als Hintergrund für ein Taktik-Rollenspiel. Ob es die Entwickler mit "Spectral Force: Genesis" schaffen, den direkten Konkurrenten "Final Fantasy Tactics" auf Augenhöhe paroli zu bieten, ist in der folgenden Rezension zu lesen.
"Spectral Force" ist außerhalb Asiens eine ziemlich unbekannte Anime-Welt. Vor einigen Jahren erschien jedoch mit "Spectral Force 3: Innocent Rage" der erste Ableger in der westlichen Hemisphäre. Nun bringt Publisher Nobilis, den ebenfalls vom Studio Idea Factory entwickelten Teil "Spectral Force: Genesis", für Nintendos mobile Konsole bei uns auf den Markt.
Das Spiel präsentiert sich, zumindest auf dem Papier, als interessantes, auf Runden basierendes Strategiespiel mit RPG-Elementen. Hat man sich für eines der sieben spielbaren Völker entschieden, beginnt man die eigenen Geschicke zu lenken, mit dem übergeordneten Ziel, alle gegnerischen Völker zu unterjochen. Schon nach kurzer Zeit merkt man, dass das in der Theorie ambitioniert wirkende Gameplay, die Erwartungen nicht erfüllen kann.
Das Gameplay unterteilt sich in fünf Phasen und läuft rundenbasiert ab, wobei jede Runde für einen gesamten Monat in Neverland steht. So können pro Monat, immer nur innerhalb einer einzigen Phase Aktionen gesetzt werden. Während der Handels-Phase werden Steuern eingetrieben, um die Kriegskasse ordentlich zu füllen. Außerdem werden Waren unterschiedlichster Art gehandelt. In der Diplomatie-Phase schmiedet man neue Allianzen oder wirbt fremde Generäle für eigene Zwecke ab. In der Verteidigungs-Phase weist man den Generälen defensive Aufgabengebiete zu und kümmert sich um den Bau von Verteidigungswällen. Während der Rekrutierungs-Phase werden Generäle mit neuen Einheiten versorgt, die sich lediglich in drei Kategorien unterscheiden. So verfügt man über Schwertkämpfer, Schildträger und Magier, deren Fähigkeiten und strategische Einsatzgebiete selbsterklärend sind.
Schließlich schickt man während der Angriffsphase seine Generäle in die Schlacht, wobei immer nur drei Anführer mit der zugeordneten Armee gleichzeitig befehligt werden können. Reißt man die gegnerischen Befestigungswälle nieder, so gilt das Gebiet als erobert und das eigene Reich vergrößert sich. Per Stylus Pen und Touchscreen bewegt man die Truppen über das Schlachtfeld oder klickt sich durch Diplomatie- und Handelsmenüs. Zumindest funktioniert die Steuerung angemessen und genau.
Der angepriesene Rollenspielanteil ist leider auch bei genauem Hinsehen nur schwer zu erkennen, denn eigene Charaktere können nicht individualisiert oder mit neuen Gegenständen ausgerüstet werden. Auch die oberflächliche Geschichte erschließt sich in kurzen Zwischensequenzen wohl nur Fans der Anime-Serie.
Fazit: Als Nicht-Kenner der Anime-Serie bleibt man, hinsichtlich der Story, oft ratlos zurück. Die großen Ambitionen, etwas Außergewöhnliches auf dem kleinen Handheld zu schaffen, sind spürbar, leider fehlt es "Spectral Force: Genesis" aber an Tiefgang und Einsteigerfreundlichkeit. Umständlich erarbeitet man sich die einzelnen Konzepte selbst und stößt immer wieder auf unerfreuliche Einschränkungen. Dadurch und durch mangelhafte Spieltiefe, abwechslungsarmen Gameplay und der oberflächlichen Geschichte fehlt es aufgeschlossenen Spielernaturen wohl schnell an Motivation. Somit wurde leider viel Potential verschenkt. "Spectral Force: Genesis" ist ein glanzloser Vertreter dieses eigentlich interessanten Cross-Over-Genres.