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Gruselkabinett 157

Tief verborgen in den nordamerikanischen Wäldern lauern Dinge, die kein Mensch je erblicken sollte, doch die weißen Siedler dringen immer tief ins Landesinnere vor.

Gruselkabinett 157Jenner Brading ist am Boden zerstört! Er kann einfach nicht verstehen, dass Irene Marlowe zum wiederholten Mal einen Heiratsantrag abgelehnt hat, obwohl keinerlei Zweifel bestehen, dass die attraktive Frau den aufstrebenden Juristen über alles liebt. Jenner will die Entscheidung nicht akzeptieren und fordert eine Erklärung. Nur äußerst widerwillig erläutert seine Herzensdame, warum eine Heirat keinesfalls stattfinden darf, und beichtet die erschütternde Geschichte ihrer Familie.


Jenner erfährt, dass Irene als Halbwaise aufwuchs und der Vater jeglichen Kontakt zur Außenwelt meidet. Allerdings bleibt der Grund, warum sie sich einer Hochzeit verschließt, weiter im Dunkeln. Es gelingt dem jungen Anwalt trotz größter Mühe nicht, seine Auserwählte doch noch umzustimmen. Missmutig macht er sich bei Einbruch der Dunkelheit auf den Heimweg. Plötzlich verändert sich die Atmosphäre und die Natur hält den Atem an, ohne Vorwarnung scheinen die Schrecken der Vergangenheit zurückgekehrt zu sein und ihre kalten Finger nach Jenner auszustrecken!


Bereits viele Klassiker der Schauerliteratur haben ihren Weg ins "Gruselkabinett" gefunden, Titel, die jeder kennt. Manchmal aber handelt es sich auch um Geschichten, die einem vollkommen unbekannt sind. In letztere Kategorie dürfte "Das Auge des Panthers" fallen, denn obwohl Ambrose Bierce zu den 100 bedeutendsten Autoren Nordamerikas gezählt wird, sind seine Werke in Europa kaum bekannt. Umso erfreulicher, dass Titania eine seiner Storys nun ins Gruselkabinett aufgenommen hat und diese bereits nach wenigen Minuten unter Beweis stellt, dass dies absolut verdient ist.


Die Erzählung erstreckt sich auf zwei Zeitebenen, relativ schnell wird die Rahmenhandlung verlassen und es breitet sich eine düstere Familiengeschichte, die ins Zentrum rückt, vor dem Hörer aus. Eine beklemmende Atmosphäre macht sich bemerkbar, in der eine permanente Bedrohung mitschwingt. Das Grauen ist allgegenwärtig, dennoch kaum greifbar, was zu einer Verunsicherung der Protagonisten und des Publikums führt. Vieles, das sich in einer dunklen Nacht in der Einsamkeit der Wildnis zuträgt, wird nur angedeutet oder bleibt der Fantasie des Hörers überlassen, was dazu führt, dass sich Spannung und Grusel stetig steigern.


Den Höhepunkt erreicht die Geschichte jedoch erst, wenn das Geschehen sich wieder zurück zu Jenner und Irene verlagert und die Tragödie ihre gesamte Dramatik entfaltet. "Das Auge des Panthers" kann problemlos als Tragödie mit übersinnlichen Einsprengseln gesehen werden. Wenn der Spannungsbogen seinen Zenit erreicht, und die Handlung ihr Ende findet, lässt es die Figuren und das Publikum mit einem grausamen Schicksalsschlag zurück. Man muss Titania an dieser Stelle höchsten Respekt zollen, dass es gelungen ist, die Vielschichtigkeit der Story auch im Hörspiel zu erhalten und für die Hörer fühlbar zu machen. Die vielen verschiedenen Emotionen, die auf die Akteure einprasseln, machen auch vor dem Publikum nicht halt und sorgen für ein außergewöhnliches Hörerlebnis.


Hinzu kommt, dass zwei starke Motive dominieren und einmal mehr zeigen, wie tiefsinnig dieses Hörspiel eigentlich ausfällt. Da ist einerseits die Gleichsetzung der Frau mit dem Raubtier, beide erscheinen hier gefährlich und tödlich, üben aber gleichzeitig eine Faszination aus, der man sich nur schwer zu entziehen vermag – was sich bestens an der Figur Jenner Brading beobachten lässt. Dazu tritt andererseits das starke Motiv des Todes, welches sich hinter der großen Liebe verbirgt und im Mimikry einer jungen unschuldigen Frau in Erscheinung tritt, hinter deren Fassade das Tödliche und Animalische lauert.


Alle, aber wirklich alle Sprecher, die hier zu hören sind, gehen über das normale Leistungsniveau deutlich hinaus und erschaffen eine Ausnahmeproduktion. Thomas Balou Martin, Patrick Stanke, Jessica Kessler, Uli Krohm und Sigrid Burkholder haben mit ihren Stimmen etwas Besonderes erschaffen. Die Geschichte kann sicherlich nicht jeden für sich gewinnen, aber festzuhalten bleibt, dass es sich hier um eine der besten Hörspieladaptionen der letzten Zeit handelt. Pflichtkauf!


 
# # # Justus Baier # # #



Publisher: Titania Medien


 
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"Das Universum ist viel zu gigantisch, um darin allein zu sein."
Ein uralter Gott und eine Erde, die nicht zerstört werden soll, passen irgendwie nicht ganz zusammen…
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